Europa Universalis: Rome
Entwickler:
Paradox Interactive
Publisher:
Paradox Interactive
Genre:
Strategie
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
36,95 €
Systeme:
PC
Anforderungen:
Pentium IV 1,9GHz CPU, 512 MB RAM
Inhalt:
Die Strategieschmiede Paradox Interactive hat wieder zugeschlagen und ihre „Europa Universalis“-Reihe um einen weiteren Titel erweitert. Nach dem sehr viel versprechenden dritten Teil beginnt nun mit der Rückkehr in die Antike wahrlich ein neues Zeitalter im Kern dieser universellen Echtzeitstrategie. Im Gegensatz zum gefeierten Imperium Romanum kommt dabei aber vor allem auch die kriegerische Seite des Genres zum Vorschein. Doch ist Europa Universalis: Rome der derzeit sehr starken Konkurrenz tatsächlich gewachsen?
Meinung:
Der erste Eindruck wirkt dabei jedenfalls schon mal vernichtend. Die knapp 100-seitige Anleitung verrät bereits, dass die Benutzeroberfläche mit Menüs nur so vollgestopft ist und ein Einstieg ins Spiel erst adäquat gewährleistet wird, wenn man sich durch den dicken Regelwälzer gekämpft hat. Und in der Tat ist eine umfassende Studie der Theorie zwingend erforderlich, um die Krux des Games herauszufiltern und erst einmal klar zustellen, wie das Ganze konzipiert ist. Zwar ist das Begleitheft eher als Nachschlagewerk gedacht, doch im Laufe des Spiels tummeln sich immer wieder inhaltliche Fragen, die besagter Studie bedürfen. Aller Anfang ist schwer – oder auch unnötig kompliziert!
Ist Vielschichtigkeit immer trumpf? Fans von Statistiken, reichlich Schriftverkehr und unumstößlichen Fakten werden indes begeistert sein. Für jeden Unterpunkt des Spiels gibt es weitere Menüs, und jedes noch so kleine Detail wird später in irgendeiner tabellarischen oder schriftlichen Zusammenfassung noch einmal konkreter festgehalten. Entgegen dem mangelt es dem Spiel leider vom Beginn an Übersichtlichkeit. Die Fülle der Optionen bietet zwar einen gewissen Reiz, doch da man in den ersten Stunden fast schon im Wust der Möglichkeiten unterzugehen droht, funktioniert das Schema definitiv nicht so wie vorgesehen. Vielschichtigkeit in allen Ehren, doch sofern die Anordnung nicht optimiert ist, wirkt vieles nur hektisch zusammengeschustert.
Ansprechender Standard Dabei ist das Spielsystem prinzipiell nicht sonderlich außergewöhnlich. Die Bediener übernehmen das Zepter einer von insgesamt zehn wählbaren Nationen, loggen sich zur Zeit der römischen Städtegründung ins Geschehen ein und versuchen, ihr Volk durch Diplomatie und geschickte Kriegsführung kontinuierlich zu stärken. Man kann zwischen ganz verschiedenen Szenarien und Startpunkten wählen und kämpft sich an der Seite von Griechen, Kelten oder eben Römern bis in die ewige Stadt vor, um dort langfristig die Vormachtstellung zu gewinnen. Der Rahmen ist zwar wenig originell, ebenso wie das Spielschema, doch das Drumherum spricht dennoch an. Hat man sich nämlich einmal durch das opulente Kuddelmuddel auf der Benutzeroberfläche gekämpft und verstanden, wie die Fülle der Menüs zusammenhängt, gewinnt Europa Universalis Rome urplötzlich den schon verloren geglaubten Reiz zurück.
Der Staat wird von innen aufgebaut Wie es sich für ein ordentliches Echtzeitstrategiespiel gehört, muss auch hier zunächst einmal die Konzeption des eigenen Herrschaftsgebiet Strukturen bekommen und das gemeine Volk mit der Regierung zufrieden sein. Also schafft man die nötigen Voraussetzungen, errichtet beispielsweise Kultstätten und religiöse Bauten, forciert die antike Forschung, motiviert die junge Bevölkerung zum Eintritt in die Armee und konstituiert ganz besonders das Militär als schlagkräftiges Ensemble. Derweil soll die Wirtschaft in der heimischen Provinz natürlich nicht zurückstecken; die Bürger suchen Beschäftigung, um ihren Teil am Wachstum von Wirtschaft und Handel beizutragen, wollen gleichzeitig aber auch sehen, wie die eigenen Sesterzen rollen – andernfalls droht ähnlich wie in den Reihen des Militärs bei Unzufriedenheit eine größere Revolte. Wer also nicht schon von der Pieke auf für geregelte Strukturen sorgt, macht sich das eigene Volk schnell zum Feind.
Kasten und Klassen Solange die äußeren Umstände stimmen, akzeptieren die Bewohner der eigenen Provinz auch das klassische Kastensystem. An der Spitze stehen hier die Bürger, die angesehenen Menschen der Stadt, denen Arbeit und härtere Anforderungen zuwider sind. Allerdings sind sie in der Forschung unersetzlich und besonders in Zeiten geringen Wachstums eine wichtige Geheimwaffe. Freie Männer wiederum sind nur auf dem Papier wirklich frei. Sie verrichten nämlich den Kriegsdienst, dies aber mit Stolz und steter Motivation, sofern der Sold stimmt.
Allerdings sind sie auch potenzielle Aufrührer, die sich jederzeit ihrem militärischen Führer unterordnen – auch in Zeiten, in denen der General der Provinz nicht mehr wirklich friedlich gesonnen ist. Nicht weniger Konfliktpotenzial bieten schließlich die Sklaven, zu denen sowohl gemeines Volk als auch die Bewohner eroberter Stämme und Barbaren gehören. Sie sind selbstverständlich diejenigen, die das System in Schwung halten und niederste Arbeiten verrichten. Allerdings hängt auch der Wohlstand unmittelbar mit ihrem Einsatz zusammen. So unterschiedlich diese drei Gruppen aber auch sind, so klar ist ihre Verbindung: In der nächst besten Krise proben sie den Aufstand!
Umfangreiches Kriegssystem Wir befinden uns in der Antike und somit in einer Zeit, in der blutige Kriege fraglos an der Tagesordnung sind. Dementsprechend sollte man so einiges in die Förderung der eigenen Armee investieren, da sie früher oder später definitiv zum Einsatz kommen wird. Zwar kann man auch versuchen, auf diplomatischem Wege Bündnisse zu schließen und ein friedfertiges Leben zu propagieren, doch letztendlich ist die räumliche Ausbreitung der heimischen Provinz die absolute Top-Priorität und als solche nur mit strategischen Militärschlägen zu erreichen.
Hier bedarf es in Europa Universalis: Rome allerdings einiges an Fingerspitzengefühl, da man selbst bei jeder dezenten Annäherung an einen Nachbarstaat gleichzeitig die folgende Intrige im Hinterkopf behalten muss. Und davon abgesehen ist mit den barbarischen Feinden auch nicht immer gut Kirschen essen. Gerade in Situationen, in denen sich der Feind zurückzieht und man die sofortige Verfolgung aufnehmen muss, kann sich ein ziemlich zähes, langatmiges Gefecht entwickeln, welches ein wenig künstlich aufgebauscht scheint. Davon abgesehen ist an dieser Stelle die Vielseitigkeit des Systems tatsächlich mal Trumpf!
Schmalspur-Optik So fein die meisten Inhalte des Spiels ausgeklügelt und aufbereitet sind, so enttäuschend ist gleichzeitig die schwache Grafik. Die Vielzahl der Karten ist rückständig gestaltet, aber auch die Menüs bzw. die gesamte Benutzeroberfläche könnten ein wenig mehr Pep vertragen. Ein Einwand mag sein, dass bei klassischer Echtzeitstrategie die Grafik nicht das Hauptkriterium ist. Möglicherweise ist dem auch so. Allerdings wünscht man sich hier und dort dann doch mal eine kleine Zwischensequenz, in der die Optik nicht auf Sparflamme kocht. Leider wartet man diesbezüglich jedoch vergeblich! Ganz im Gegenteil zur Detailfülle in den Optionsmenüs…
Fazit:
Das neueste Kapitel der Europa Universalis-Reihe hinterlässt insgesamt einen eher zwiespältigen Eindruck. Die allgemeine Konstitution sowie das Gameplay offenbaren zwar keine wesentlichen Mängel, allerdings ist die Fülle der Handlungsmöglichkeiten sowie die Masse an Menüs und versteckten Details derart unübersichtlich aufbereitet, dass enorm viel Geduld erforderlich ist, um einen angemessenen Einstieg ins Spiel zu bekommen. Dafür ist der recht hohe Aufwand aber am Ende wirklich lohnenswert, denn die massive Detailfülle erweist sich gerade im fortgeschrittenen Spiel als ungemein reizvoll und fesselt den Spieler stundenlang an den Bildschirm. Da durch die unzähligen Wahlmöglichkeiten und die Vielschichtigkeit in den Szenarios schlussendlich auch schier unbegrenzte Startoptionen garantiert sind, sollten Echtzeitstrategen definitiv mal einen Blick auf den neuesten Paradox-Titel werfen!
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Autor der Besprechung:
Bj�rn Backes
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