Geheimakte Tunguska
Entwickler:
Deep Silver
Publisher:
Koch Media
Genre:
Adventure
USK Freigabe:
Freigegeben ab 6 Jahren gemäß § 14 JuSchG.
ca. Preis:
40,00 €
Systeme:
DS
Inhalt:
Als Nina Kalenkow ihren Vater im Naturkundemuseum Berlin besuchen will, findet sie sein Büro verwüstet vor. Wladimir Kalenkow ist verschwunden, und der Hausmeister des Museums stammelt etwas von unheimlichen schwarzen Gestalten, die den Wissenschaftler entführt haben. Da die Polizei der jungen Frau nicht helfen will, macht sich sie sich selbst auf die Suche nach ihrem Vater und findet schnell Hinweise auf eine Verbindung zwischen der Entführung und dem geheimnisvollen Vorfall in der russischen Region Tunguska.
Meinung:
Die Entwickler von Deep Silver haben als Basis für die Handlung von Geheimakte Tunguska die rätselhaften Begebenheiten in Tunguska im Jahr 1908 genommen. Damals erschütterte eine riesige Explosion das Gebiet in Sibirien, und bis heute ist die Ursache dafür nicht geklärt. Im Laufe der Zeit haben Wissenschaftler die verschiedensten Theorien über diese Explosion aufgestellt, welche vom Vulkanausbruch bis zum Absturz eines außerirdischen Flugobjekts alles abdeckt. Doch keiner dieser Erklärungsversuche konnte wirklich mit den tatsächlichen Vorgängen in Übereinstimmung gebracht werden.
Akte X lässt grüßen Vor dem Hintergrund dieser realen Begebenheiten entwickelt sich in Geheimakte Tunguska für den Spieler eine spannende und mysteriöse Geschichte, in deren Verlauf man Nina Kalenkow an verschiedene Schauplätze dieser Welt begleitet. Zum Glück steht der jungen Frau ein Kollege ihrer Vaters aus dem Museum zur Seite. Max übernimmt neben der Hintergrundrecherche auch den einen oder anderen Rettungsversuch, um Nina aus brenzligen Situationen zu befreien, wobei neben der Action auch der Humor nicht zu kurz kommt.
War das alles? Leider fehlt es den beiden Hauptcharakteren an ausreichender Tiefe, um für den Spieler wirklich lebendig zu werden. Keiner von beiden hat einen nennenswerten Hintergrund, der über diese paar Tage der Suche nach dem verschwundenen Wladimir Kalenkow hinausgeht. Auch bei der Handlung verschenkt Geheimakte Tunguska einiges an Potenzial. Nach der wirklich großartigen Hintergrundeschichte und vielen mysteriösen Hinweisen, die Anlass für abstrakte Spekulationen geben, bleibt man am Ende ein wenig enttäuscht zurück. Vielleicht hätten die Entwickler hier weniger eine potenzielle Fortsetzung des Spiels im Auge behalten sollen als die eigentliche Handlung.
Auf die besonderen Möglichkeiten des Nintendo DS wurde bei der Portierung der PC-Version nicht eingegangen. Der Touchpen übernimmt im Prinzip die Funktion der Maus, wobei es an einigen Stellen, bei denen die Gegenstände recht nah beieinander stehen, schon ein wenig Geduld erfordert, um das richtige Item anzuklicken. Das ist allerdings eher auf den kleinen Bildschirm des DS zurückzuführen als auf eine schlechte Umsetzung für die kleine Konsole.
Auch die Charaktere mussten für den DS einige Polygone opfern, sehen aber für Handheld Verhältnisse immer noch ausgesprochen gut aus. Auch die verschiedenen Kulissen, in denen Nina und Max ihre Ermittlungen vorantreiben, überzeugen mit liebevollen Details und einer gelungenen Grafik. Diese setzt sich auch in den wirklich sehr schön gestalteten Zwischensequenzen fort, die zwar nicht an solche grafischen Meisterwerke wie Final Fantasy XII – Revenant Wings heranreichen, aber doch deutlich über dem normalen DS-Standard liegen.
Die letzte Rettung Um das Manko des kleinen Bildschirms bei der DS-Version von Geheimakte Tunguska auszugleichen, bietet das Spiel eine Lupe als Hilfsfunktion. Die kann der Spieler anklicken und sich so für kurze Zeit die relevanten Gegenstände in einem Raum anzeigen lassen. Über die Lupe bekommt man auch eine Rückmeldung, ob eine Kombination bestimmter Gegenstände möglich oder sinnvoll ist, was das Rätsellösen zum Teil sehr erleichtert. Weitere Hinweise bei den kniffligeren Momenten des Spiels findet man im Tagebuch der Charaktere. Hier gibt es kleine Ratschläge, die hilfreich sind, um Zahlenkombinationen oder ähnliches herauszufinden.
Grundsätzlich sind die verschiedenen Rätsel und Kombinationsmöglichkeiten in Geheimakte Tunguska sehr gut gelungen. Bei so mancher Lösung kann sich der Spieler ein breites Grinsen nicht verkneifen, und vieles lässt sich schlüssig folgern. Allerdings fragt man sich an manchen Stellen, was sich die Entwickler dabei gedacht haben: Hier kommt der Spieler leider nicht mit Logik weiter, sondern ist gezwungen, sich stumpf durchs Menü zu klicken, um die Lösung zu finden. Im Vergleich zu den nachvollziehbaren Aufgaben kommt das zwar recht selten vor, aber dafür ist es dann umso frustrierender.
Und ewig heulen die Wölfe Die stimmungsvollen Hintergründe werden in Geheimakte Tunguska durch eine dezente und passende Geräuschkulisse unterstützt. Nur an manchen Stellen haben die Entwickler eindeutig übertrieben, was sich besonders deutlich in Sibirien am Wolfsgeheul zeigt. Dieses wird ohne ersichtlichen Zusammenhang in einer störenden Penetranz eingesetzt, und nach Verlassen der Szenerie kann man nur froh sein, dass es bei einem verzeihlichem Ausrutscher geblieben ist. Auch die seltene musikalische Untermalung wurde von Deep Silver gelungen, wenn auch etwas klischeebeladen in die Handlung eingebaut. Positiv muss man die Sprachausgabe bei den Zwischensequenzen erwähnen. Hier macht es sich bemerkbar, dass rofessionelle Synchronsprecher eingesetzt wurden.
Fazit:
Geheimakte Tunguska bietet auf dem Nintendo DS mit einer interessanten Handlung, kniffeligen Rätseln und einer sehr gelungenen Grafik mehr als nur ein solides Spielvergnügen. Für eine enthusiastischere Beurteilung des Spiels haben die Entwickler von Deep Silver leider zu viele Chancen verschenkt. Eine so viel versprechende Grundvoraussetzung für eine Handlung hätte wesentlich mehr Potenzial geboten, als hier genutzt wird. Bei der Gestaltung der Rätsel wird dem Spieler schnell klar, dass die Entwickler ihr Handwerk eigentlich sehr gut verstehen, und man ist umso erstaunter, dass es doch noch zu Momenten kommt, an denen nur stumpfes Kombinieren weiterhilft. Trotzdem kann man sich bei Geheimakte Tunguska an einer spannenden und unterhaltsamen Geschichte erfreuen, die sogar auf dem kleinen DS-Bildschirm zu überzeugen weiß.
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Autor der Besprechung:
Konstanze Tants

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