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Die Ziellinie |
 In einem Punkt gleichen sich Enthusia - Professional Racing und Gran Turismo 4: Beide richten sich eindeutig an Automobil-Liebhaber und wollen die Faszination des Fahrens vermitteln - und das gelingt in beiden Fällen auch sehr gut. Das gemeinsame Ziel erreichen die beiden Titel jedoch mit völlig unterschiedlichen Philosophien, wie dieser Vergleich hoffentlich gezeigt hat. Und obwohl Gran Turismo 4 sicher in vielen Belangen das bessere, weil seit vielen Jahren immer weiter verfeinerte Spiel ist, sollte man nicht die verborgenen Stärken von Enthusia übersehen. Bei dem Versuch, die (scheinbaren?) Gegensätze von betont unernsthafter Spielorganisation und arbeitsintensiver Fahrzeugsteuerung unter einen Hut zu bekommen, wirkt das Konami-Spiel anfangs vielleicht etwas irritierend, doch schon bald hat man sich an PKW-Tombolas und Erfahrungspunkte für Autos gewöhnt und konzentriert sich darauf, die eigenen Fertigkeiten zu verbessern und sich das herausfordernde Fahrverhalten anzueignen - denn nur so sind in diesem Spiel letzten Endes Fortschritte möglich. Vor allem aber ist es ungemein befriedigend, wenn man einen DeTomaso Pantera so weit bezähmt hat, dass man ihn fehlerfrei und trotzdem schnell über die Strecke bewegen kann.
 GT4 ist ein erlesenes Gesamtkunstwerk, zwar keineswegs ohne Fehler und Schwächen, aber immerhin komplett durchkomponiert und wie aus einem Guss wirkend. Jedes enthaltene Spielelement wirkt durchdacht, das Spiel weist - bis hin zum ausgeglichenen Fahrverhalten der Autos - ein ausgesprochen sauberes und aufgeräumtes Erscheinungsbild auf. Enthusia wirkt hingegen noch ein wenig ungeschliffen - aber das sollte man Konamis erstem Ausflug ins ernsthafte Rennsport-Genre nicht allzu sehr anlasten. Dennoch: Die Menüs sind insgesamt etwas liebloser gestaltet, und durch den Zufallsfaktor beim Fahrzeugsammeln, das Fahrzeug-Aufleveln und nicht zuletzt durch das dank des ungenauen Tachometers stets ein wenig unberechenbare Fahrverhalten kommt eine gewisse "chaotische" Note ins Spiel. Je nach persönlichem Geschmack muss dieses "Chaos" jedoch kein Nachteil sein: GT4 ist womöglich so manchem Spieler zu konservativ aufgebaut; da kann die Abwechslung, die Enthusia mit sich bringt, durchaus eine erfrischende Alternative darstellen.
Wer noch im Zweifel ist, welchen der beiden Titel er bevorzugen soll, muss sich selbst fragen, ob er eher zum zugänglicheren, aber konservativen Klassiker neigt, oder ob er dem Herausforderer mit der schwieriger zu meisternden Steuerung und dem ungewöhnlichen Karrieremodus eine Chance geben möchte. Durch das konsequente Vertreten seiner ganz eigene Philosophie kann Enthusia jedenfalls trotz einiger Schwächen durchaus neben der seit Jahren etablierten Gran Turismo-Reihe bestehen - und ich für meinen Teil freue mich schon auf viele weitere Teile beider Serien. |
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