Noch ein Bildschirm
Ein Touchscreen im Controller - seit dem Erfolg des Nintendo DS haben
viele so einen Schritt irgendwann vermutet, dennoch konnte Nintendo mal
wieder überraschen. Denn die vielfältigen Möglichkeiten, die man durch
Kombination des Zusatzbildschirms mit einer leistungsstarken Konsole und
Bewegungssteuerung hat, die konnten überzeugen. Nun ist auch klar,
warum Nintendo die Marke Wii weiter ausbaut und nicht einfach durch ein
neues Gerät ersetzt, denn so wie es aussieht, wird man den neuen
Controller nur einmal pro Konsole bekommen.
Dass man seine ganzen
Wii-Remotes nicht einmotten muss, ist allerdings ein deutlicher
Pluspunkt, schließlich wirken diese dann auch nicht wie Fremdkörper, wie
etwa der Gamecube-Controller. Hier ist aber ohnehin das letzte Wort
noch nicht gesprochen. Neue Wireless-Classic-Controller könnten
vielleicht den gleichen Funktionsumfang wie der Touchscreen-Controller
(bis auf eben diesen Bildschirm) haben. Shigeru Miyamoto hat die Kritik
des einzelnen Controller auch schon aufgenommen, man überlege, wie es
ist, wenn ein Freund seinen Controller mitbringt. Wenigstens scheint es
jetzt schon klar zu sein, dass man auf Gamertags statt Freundescodes
setzen wird. Darksiders mussten draußen bleiben
Abgesehen von der grafisch beeindruckenden Techdemo gab es jedoch nicht
viel zu sehen, das Coregamer sofort auf den WiiU-Zug aufspringen lässt.
Es gab eine spielbare Demo des Launchtitels Darksiders 2, und die
WiiU-Version soll auch die beste sein, doch Nintendo war dagegen, diese
zu zeigen. Warum? Nun, das könnte ein taktischer Zug sein, der jetzt
bereits Früchte trägt. Sony hat nämlich schon angekündigt, dass man mit
einer Verbindung von Vita und PS3 ähnliches erreichen kann...
Nintendo hat die eigenen Investoren allerdings etwas verwirrt, was wohl
daran lag, dass man nur den Controller und nicht die Konsole zeigte. Das
war ein Fehler, wie Chef Iwata nun einsah. Ein Fehler, den man mit
sinkenden Aktienkursen bezahlte.
Eines war jedoch schon vorab klar: id
Software macht keine Spiele für die WiiU. Warum? Die Ausrede ist dieses
Mal, dass man gegen Nintendo- und Lizenztitel keine Chance sieht. Klar.
Das letzte Mal war es die schwache Hardware. John Carmack könnte ruhig
mal zugeben, dass immer noch sauer auf Nintendo ist, weil er damals kein
Mario-Spiel für den PC umsetzen durfte, und die id-Spiele auf SNES und
N64 gerne etwas zensiert wurden. Smartphone-Konkurrenz?
Ja, auch iPhones und Android-Geräte können schicke Spiele auf den
Bildschirm zaubern, das wars dann aber auch schon. Die Steuerung wie
auch der Speicherplatz sind weiterhin limitiert, das ganze Rennen um
noch schnellere Prozessoren und Grafikchips bringt überhaupt nichts.
Aufrüsten wie beim PC geht ja nicht. Fragmentierung nennen es die
Experten. Ständig kommen neue Handys und Betriebssystemversionen raus,
und das wird auch so bleiben. Klein- und Hobbyentwickler überfluten die
Appstores und "kostenlose Alternativen" sind bei beiden Systemen sehr
gefragt. Große Spielehersteller wie EA nehmen mit, was geht, werden aber
nicht ihr Kerngeschäft aufgeben. Schließlich bieten Konsolen und der PC
eine viel längere Beständigkeit, die man beim Entwickeln von großen
Titeln einfach braucht. Apple und Google selbst scheinen auch überhaupt
nicht an Spielen interessiert zu sein, man sieht es wohl als
Selbstläufer. Daher kann man wohl auch weiterhin keinen
Einstieg ins Konsolengeschäft erwarten. Die große Gefahr, die Tablets
und Handys für PCs und Spielekonsolen darstellen sollen, die gibt es zu
diesem Zeitpunkt nicht.
Home-Tablet
Im Gegenteil: Nintendos Idee könnte gefährlich für Apples iPad und
andere Tablets werden. Denn viele Leute nehmen so ein Teil ja nur, um
auf der Couch damit zu surfen – unterwegs ist ein kompaktes Smartphone
nun mal viel praktischer. Und wollen wir wirklich Tablet-Täschchen für
Männer? Warum aber einen eigenen Rechenknecht in so ein Gerät einbauen,
wenn man doch eh Konsole, PC oder Laptop daheim stehen hat? Ein
Stream-Controller wäre die günstige Alternative.
Man könnte den
Wohnzimmer-PC darüber steuern, wenn man Filme schaut, oder bräuchte
nicht von der Couch aufzustehen, um nachzuschauen, ob der neueste Patch
fürs MMO schon heruntergeladen wurde. Strategiespiele auf dem großen
Schirm spielen, ohne Maus und Tastatur, per Multitouch und einigen
physischen Buttons? Die Möglichkeiten scheinen grenzenlos, wenn man mal
darüber nachdenkt. Vielleicht setzt Nintendo ja schon wieder einen neuen
Trend. Wie schon 2004, als der DS den Touchscreen salonfähig machte und
2006, als die Wii mit ihrer Bewegungssteuerung begeisterte. Microsoft
käme es wohl nicht ungelegen, wenn der PC mit Windows 8 ein Home-Tablet
per Stream versorgen könnte, schließlich sind MacOS und Linux keine
Konkurrenz - im Gegensatz zu iOS und Android auf dem mobilen Markt.
Multiplattform Insgesamt gab es gefühlt weniger neue Spiele als sonst auf der E3 zu sehen. Vieles wurde eben doch schon vorher enthüllt. Dennoch gab es einige Überraschungen, wie etwas das erste Multiplattformspiel von Insomniac, Overstrike. Das Agenten-Superhelden-Team erinnerte von der Art her etwas an die Cyborg-Agenten aus dem mäßigen Wii-Spiel Spyborgs von Capcom, auch wenn man hier um Längen besseres erwarten dürfte. Seltsamerweise wurde Spyborgs auch von einigen Ex-Insomniac-Mitarbeitern entwickelt... |