Kurz vorgestellt: The Oregon Trail

The Oregon Trail hat bereits eine lange Geschichte hinter sich. Zwar nicht ganz so lang, wie das Setting, um das es sich handelt, für Videospielverhältnisse ist es aber nur knapp davon entfernt. Seinen Ursprung hat das Spiel nämlich im Jahr 1971 in Minnesota, als es als textbasiertes Lern-Spiel für Schulen entwickelt wurde. Das Spiel erfreute sich in den nachfolgenden Jahrzehnten immer größerer Beliebtheit, weshalb es nicht nur den Sprung von den Schulen auf die Heimcomputer bis hin zur Video Game Hall of Fame geschafft hat, sondern bis heute in immer wieder aktualisierter und leicht veränderter Form veröffentlicht wird.

Zuletzt durfte Entwickler Gameloft ihre Version des Klassikers herausbringen. Und nachdem diese gerade auf dem PC wieder für viel Begeisterung sorgte (vorher erschien es bereits für Mobile-Geräte und später dann noch für die Switch), entschied man sich seitens Gameloft das Spiel nun auch für Xbox Series X|S herauszubringen.

Wer von dem Klassiker noch nie etwas gehört hat und auch mit der Bezeichnung "Trail" nichts anfangen kann, hier ein kleiner Exkurs, was einen in The Oregon Trail erwartet. Es geht darum, dass ihr eine vierköpfige Gruppe zusammenstellt, die mit Ochsen und einem Planwagen die rund 3500 Kilometer gefährliche Reise über den Oregon Trail quer durch die USA in Angriff nimmt. Der Oregon Trail ist dabei allerdings nicht irgendein fiktiver Weg, sondern tatsächlich eine um die Mitte des 19. Jahrhunderts von Siedlern genutzte Route zwischen den Great Plains (Missouri, Kansas) an der Ostküste an die Westküste nach Oregon. Der Route wurde zwar recht häufig genutzt, was aber nicht bedeutet, dass sie nicht gefährlich war. Die Strecke war anspruchsvoll und ließ die Siedler durch die Steppe, Wüste und über die Rocky Mountains laufen. Zudem drohten jederzeit Krankheiten, Verletzungen, Hunger, Durst und sogar plötzlich einsetzende Schneestürme. Im Spiel trifft man natürlich ebenfalls auf alle diese Hindernisse und Gefahren.

Um den beschwerlichen Weg überhaupt überleben zu können und schlussendlich ans Ziel zu gelangen, benötigt es reichlich vorausschauende Planung und eine durchdachte Vorgehensweise. Da der Platz für Nahrung, Mehl, Ersatzräder, Medizin, Bibel, Geld, Kleidung und was noch so alles mitgenommen werden muss, nur begrenzt sind, muss man genau überlegen, was auf dem Planwagen mitgenommen und von einem in bester Tetris-Manier im Inventar verstaut werden soll. Noch schwerer fällt die Entscheidung, wenn man auf zufällige Ereignisse trifft. Hier kann es nämlich passieren, dass man entweder eine weitere Person zu seiner Gruppe aufnehmen kann (was wiederum bedeutet, dass die Nahrung auf mehrere Mäuler verteilt werden muss) oder sogar zusätzliche Fracht mitgenommen werden soll (wie etwa Schießpulver, was woanders abgeliefert werden muss), das natürlich auch seinen Platz im Inventar benötigt.
Es will aber nicht nur genau bedacht werden, was man mit nimmt. Auch wie man die nächste Etappe angeht, muss gut geplant werden. Nicht nur, dass man planen muss, ob man seinen Reisenden etwa Kaffee gibt, damit ihre Ausdauer wieder steigt oder neue Kleidung, damit ihr Hygienebedürfnis steigt, es muss auch der Weg, den man einschlägt, festgelegt werden. Möchte man schneller seinen Weg ziehen, dafür aber mehr Kraft, Ausdauer und Essen verschwenden oder es doch lieber behutsam angehen lassen, was aber wiederum andere negative Aspekte mit sich bringt. Die eine perfekte Herangehensweise gibt es dabei allerdings nicht, weshalb jeder Spieler/jede Spielerin selber überlegen muss, wie er/sie den Weg angeht.

Hat man den Oregon Trail gemeistert, ist das Spiel aber noch lange nicht vorbei. Denn neben der Tatsache, dass man aufgrund der zufälligen einsetzenden Ereignissen ohnehin immer wieder ein neues Spielgefühl erlebt, gibt es noch acht weitere Reisen, die angegangen werden können. Zudem gibt es sogenannte Ereignisse, an denen man teilnehmen kann (z.B. Angeln), wechselnden Aufgaben und wöchentliche Community-Zielen. Für genügend Abwechslung ist hier also auf jeden Fall gesorgt.

Auch optisch bietet The Oregon Trail einiges an. Hier bekommt man nämlich einen einzigartigen Mix aus Pixelart, 3D-Umgebungen und einer sehr modern wirkenden Beleuchtung, den man so wohl noch nie gesehen hat und mir persönlich sehr gut gefällt. Gleiches gilt auch für die zahlreichen unterschiedlichen Locations, die die abwechslungsreiche Natur der USA sehr gut hinüberbringen und auch hier nie Langeweile aufkommen lassen.
Noch besser als die Grafik hat mir aber sogar die Sounduntermalung gefallen. Die insgesamt 15 Musikstücke, die das Geschehen untermalen, passen mit ihren an moderne Countrymusik erinnernden Stil meiner Meinung nach unfassbar perfekt zum Setting. Und da auch die Texte allesamt ins Deutsche übersetzt wurden, entwickelt The Oregon Trail so eine sehr schöne Stimmung, die einen tief in die Geschichte zieht.


Fazit:
The Oregon Trail ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Da wäre zum Beispiel der Grafik-Stil, der zwar hübsch, aber eben auch gewöhnungsbedürftig ist und natürlich das Gameplay, das sehr behutsam ist und eher auf Planung und gutes Management als auf schnelles, actionreiches Gameplay ausgerichtet ist. Wer sich darauf einlässt, erlebt aber nicht nur einen echten Spiele-Klassiker in modernisierter Form, sondern auch ein faszinierendes Abenteuer, das einen die Strapazen, die die Siedler Mitte des 19. Jahrhunderts auf sich nahmen, erahnen lässt. Und ganz nebenbei lernt man zudem auch noch etwas über die damalige Zeit.
Ich für meinen Teil, hatte sehr viel Spaß mit The Oregon Trail und denke, dass ich da nicht der Einzige sein werde.