Kurz vorgestellt: Sunny Cafe

Das seit 2021 auf Steam erhältliche und vor wenigen Tagen auch auf den Konsolen veröffentlichte Sunny Café ist ein in vielerlei Hinsicht ungewöhnliches Visual Novel.
Das ein Café als Hauptlokalität dient, in dem sich an regnerischen Sommertagen Freunde und Fremde treffen, um sich vor dem Regen zu schützen, ist dabei weniger gemeint. Und auch die Tatsache, dass sich aus diesen zufälligen Bekanntschaften mit der Zeit Romanzen entwickeln, ist in diesem Genre eher die Regel als die Ausnahme. Dass das Café aber in Taiwan steht, ist etwas, was man hingegen nicht sehr oft vorfindet. Der Inselstaat vor der Küste Chinas dient nämlich nur sehr selten als Schauplatz eines Spiels, erst recht des eines Visual Novels.

Das gerade Taiwan hier als Schauplatz dient, ist allerdings kein Zufall. Das Entwicklerstudio, das Sunny Café entwickelt hat, stammt nämlich aus dem 23,5-Millionen-Einwohner-Staat. GameNobilty hat aber nicht nur seine Heimat als Bühne des Visual Novels ausgesucht, sondern auch einige landestypische Traditionen ins Spiel integriert. Während man sich einer College-Studenten-Gruppe anschließt und dort langsam Freundschaften und Romanzen aufbaut, sehr viel über die taiwanesische Kultur. Dazu gehören nicht nur Gebräuche und Ideale, sondern auch über die dort vorherrschende Kaffee-Tradition – und das nicht nur, wie sonst bei Visual Novels üblich, durch das Lesen der rund 130.000 Wörter umfassenden Geschichte.

Ein weiteres ungewöhnliches Merkmal dieses Spiels ist nämlich das Kaffee-Minispiel, in dem man selber zu einem kleinen Barista wird. Dabei beschränkt sich das Ganze nicht nur auf das Einschenken des Kaffees. Vielmehr muss man ganz am Anfang anfangen, also beim Auswählen der Bohnen. Danach muss man diese mahlen, einen Filter aussuchen und den Kaffee schlussendlich brühen. Obwohl man bereits so, sehr viel über die Zubereitung eines Kaffees lernt, ist damit noch lange nicht Schluss. Die Entwickler*innen sind nämlich ganz offensichtlich selber große Kaffeeliebhaber und versorgen und obendrein noch mit zusätzlichem Wissen, welches man durch bestimmte Objekte im Café erlernen kann.

Obwohl diese Minispiele wirklich sehr erfrischend sind, ist der größte Teil des Spiels genau so, wie man es von einem typischen Visual Novel kennt: Man blickt auf mehrere Charaktere, die vor einem handgezeichneten Hintergrund stehen und klickt sich durch die zahlreichen Dialoge. Ab und an darf man auch selber eine Frage bzw. Antwort stellen/geben. Die Auswahl der Fragen/Antworten ist dabei nicht unerheblich. Denn genau wie in anderen Genre-Vertretern sind sie hier ebenfalls dafür ausschlaggebend, welches Ende man schlussendlich zu Gesicht bekommt, von denen es natürlich gleich mehrere gibt.

Ebenso ganz Genre-typisch ist der Grafik-Stil von Sunny Café ausgefallen. Wie man es von den meisten Visual Novels kennt, ist dieser nämlich auch hier im typischen Anime/Manga-Stil gehalten worden – wobei, so ganz stimmt das nicht. Denn anders als in den typischen Animes/Mangas sind die weiblichen Protagonisten hier glücklicherweise normal proportioniert.
Eine deutsche Übersetzung gibt es übrigens leider nicht. Wer der Geschichte folgen möchte, die durchaus gut geschrieben und die ein oder andere Wendung aufweist, muss dem Englischen also mächtig sein.


Fazit:
Wer Visual Novels mag, dem wird auch Sunny Café gefallen. Hier bekommt man nämlich nicht nur eine schöne, Genre-typische, Romane zu lesen, sondern lernt obendrein ebenfalls noch etwas über die taiwanesische Kultur. Und dann wären da natürlich ebenso noch die Minigames, die das Spielgeschehen auflockern und so dafür sorgen, dass sich Sunny Café von den üblichen Visual Novels gekonnt abhebt.