Assassin's Creed: Forsaken - Verlassen Forsaken - Verlassen ist der mittlerweile fünfte Band zu Ubisofts Bestsellerspielreihe Assassin's Creed. Wie schon für die vier Bände zuvor war für Assassin's Creed: Forsaken - Verlassen
auch wieder Oliver Bowden zuständig. Hinter dem Pseudonym steckt der
bekannte Autor Anton Gill, der schon für das BBC-Radio sowie den
Norddeutschen Rundfunk arbeitete. Als Schriftsteller ist er (zumindest
unter seinem echten Namen) vor allem für Sachbücher wie das 2010
veröffentlichte Buch über die Titanic, "Titanic: The Real Story of The
Construction of The World's Most Famous Ship", bekannt. Zudem schreibt
das Greenpeace-Mitglied gelegentlich auch für verschiedene
Zeitschriften.
Wie bei den Assassin's-Creed-Romanen üblich, ist auch Assassin's Creed: Forsaken - Verlassen als eine Art Erweiterung zum Spiel gedacht. Der fünfte Band kümmert sich dabei um das aktuelle Assassin's Creed III.
Anders als im Spiel ist in Forsaken - Verlassen aber nicht etwa Connor
der Held, sondern sein Vater Haytham Kenway. In einer Art Tagebuch
beschreibt er auf über 410 Seiten sein Leben von Kindheit an. Dabei
erfährt man eine Menge über ihn, was man im Spiel nicht erzählt bekommen
hat. So bekommt man hier zum Beispiel hautnah mit, wie er als
zehnjähriger miterleben musste, wie sein Vater hingeschlachtet und seine
Schwester entführt wurde. Zudem erfährt man wie er bei einem
geheimnisvollen Lehrmeister, in dessen Obhut er sich nach den
Gräueltaten an seiner Familie begab, die Kunst des effektiven Tötens
erlernte und mit diesem Wissen auf eine Art Kreuzzug der Vergeltung
ging, bei der er zahlreichen Verschwörungen, Lügen und Verrat ausgesetzt
war.
Durch die Ich-Perspektive schafft es der Autor einem auf
eindrucksvolle und bemerkenswert tiefgreifende Art und Weise den
Charakter Haytham Kenways, der im Spiel selber ja leider etwas
untergegangen ist, näher zu bringen und so überhaupt zu verstehen, wie
er zu der Person geworden ist, die er in Assassins's Creed III ist.
Aber auch als einer, der das Spiel nie gespielt hat, kann man an Assassin's Creed: Forsaken - Verlassen
durchaus seinen Spaß haben. Denn auch ohne Vorkenntnisse erlebt man
eine extrem spannende Story, die einem bekannte historische Ereignisse
aus einem ganz neuen Blickwinkel zeigt.
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Leseprobe Einen
Bewusstlosen brachte man nicht um. Das wäre ehrlos gewesen. Selbst in
einer Armee unter dem Befehl von Lieutenant-Colonel Edward Braddock. Und
darum war das Nächste, was ich spürte, kaltes Wasser, das in mein
Gesicht klatschte - oder war es eine flache Hand, die mir gegen die
Wange schlug? Wie auch immer, ich wurde unsanft geweckt, und während
meine Sinne wieder einsetzten, fragte ich mich einen Moment lang, wer
ich war, wo ich war … Und warum eine Schlinge um meinen Hals lag. Und
warum man mir meine Arme auf den Rücken gebunden hatte. Ich stand an der
Kante eines Podests. Links von mir standen vier weitere Männer, wie ich
mit Schlingen um den Hals. Genau in diesem Augenblick zuckte der Mann
ganz links zusammen, ein Ruck durchlief ihn, dann strampelten seine Füße
in der Luft. Vor mir ertönte ein kollektives Keuchen, und mir wurde
bewusst, dass wir Publikum hatten. Wir befanden uns nicht mehr auf dem
Schlachtfeld, sondern auf einer kleineren Wiese, wo sich Männer
versammelt hatten. Sie trugen die Farben der britischen Armee und die
Fellmützen der Coldstream Guards, und ihre Gesichter waren aschfahl. Sie
waren nicht freiwillig und nicht gern dort, das war offensichtlich.
Gezwungenermaßen schauten sie zu, wie der arme Kerl am Ende der Reihe
sein Leben aushauchte, wie sein Mund aufklappte und die Spitze seiner
Zunge, blutig, weil er hineingebissen hatte, zum Vorschein kam, während
er noch reflexhaft um Atem rang. Er zappelte und trat noch ein paar Mal
ins Leere unter sich, sein Körper brachte den Galgen zum Wanken, der
über unseren Köpfen längs über das Podium verlief. Ich schaute hoch und
sah, dass auch meine Schlinge daran festgeknüpft war, dann senkte ich
den Blick auf den hölzernen Hocker hinab, auf dem ich stand, und sah
meine Füße, die nur noch in Strümpfen steckten. Schweigen senkte sich
über die Szenerie. Nur die Laute des Sterbenden waren noch zu hören, das
Knarren des Stricks und das Ächzen des Galgens. "So ergeht es Dieben",
kreischte der Henker und zeigte auf den Toten. Dann schritt er über das
Podium auf den zweiten Mann zu und rief in die immer noch stockstille
Menge: "Diebe werden aufgehängt. Befehl von Lieutenant-Colonel
Braddock." "Ich kenne Braddock", rief ich da. "Wo ist er? Bringt ihn
her." "Halt dein Maul, du!", brüllte der Henker und wies mit dem Finger
auf mich. Zugleich kam sein Helfer, der Mann, der mir Wasser ins Gesicht
geschüttet hatte, von rechts auf mich zu und versetzte mir eine weitere
Ohrfeige, nur tat er es diesmal nicht, um mich zur Besinnung, sondern
zum Schweigen zu bringen. Ich knurrte und zerrte an meinen Handfesseln,
aber nicht zu heftig, nicht so sehr, dass ich das Gleichgewicht verlor
und vom Stuhl fiel, auf dem ich so wackelig stand. "Mein Name ist
Haytham Kenway", rief ich. Der Strick grub sich in meinen Hals. Fazit: Assassin's Creed: Forsaken - Verlassen
ist ein gelungener Roman, der einem nicht nur viel Interessantes über
Haytham Kenway verrät, sondern sich auch flüssig lesen lässt. Die Story
im Stil eines Tagebuchs ist von Anfang bis Ende sehr spannend erzählt
und macht auch ohne Vorkenntnisse über das Spiel Spaß. Wer einen guten
Roman zu schätzen weiß, kann hier also ohne Bedenken zugreifen.
Zu erwerben gibt es Assassin's Creed: Forsaken - Verlassen für 14,95 Euro in jedem gut sortierten Buchhandel, bei Amazon oder direkt bei Panini Comics.
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