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Stromausfall: Shazam! Anthologie
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Stromausfall_neu

shazam1Es ist kein Geheimnis, dass das Filmuniversum der DC Comics nach der Batman-Trilogie von Christopher Nolan nie so richtig Fuß fassen konnte. Nun sitze ich hier und wollte darüber schreiben, dass mit Shazam! aber nun endlich eine würdige Adaption es in die Kinos geschafft hat, nur um bei der Recherche zu sehen, dass die Einspielergebnisse ihn als absolutes Schlusslicht des gesamten DCEU auszeichnen. Was ist da schiefgelaufen? Zwischen Shazam! und dem bisherigen Rohrkrepierer Justice League lag Aquaman, der sich weltweit auf Platz 1 in der DC-Wertung katapultieren konnte. Es liegt also nicht an einer DC-Verdrossenheit. Interessiert sich etwa einfach niemand für den mächtigsten Sterblichen der Erde?

Panini waren so nett, uns ein Exemplar der Shazam! Anthologie zukommen zu lassen. Wie auch schon bei weiteren Titeln dieser Anthologie-Reihe, wie es sie etwa für Superman, Batman, den Joker oder Harley Quinn gibt, handelt es sich hier um einen schön gestalteten, großformatigen Hardcover-Band, der einen Überblick über die gesamte Geschichte des Helden abliefert, der eigentlich Captain Marvel heißt und ursprünglich für Fawcett Comics als Superman-Konkurrent erschaffen wurde. Dieser war zeitweise sogar erfolgreicher als der Mann aus Stahl, was zu einem siebenjährigen Plagiatsrechtsstreit führte, an dessen Ende Fawcett Comics in einem Vergleich die Rechte an DC verkaufte, woraufhin Captain Marvel für 20 Jahre aus der Szene verschwand.

Die frühen Geschichten von Captain Marvel waren recht albern und schnell gab es neue Figuren, die die sogenannte Marvel-Familie ausmachten, deren Archetypen später auch Einzug in Serien von Helden anderer Verlage nach sich zogen. Mary Marvel als weibliches Pendant oder Captain Marvel Jr. lassen sich ohne Schwierigkeiten auch in Batgirl oder Superboy wiederfinden. Um den Klamauk zu verstärken gab es auch Onkel Marvel, der einfach nur ein älterer, dicklicher Herr ohne weitere Fähigkeiten war, der in einem selbstgebastelten Kostüm mit auf Ganovenjagd ging. Ihnen gegenüber standen der verrückte Wissenschaftler Doktor Sivana, der Barbar King Kull und nicht zu vergessen der Kopf hinter der Monster Society of Evil, der telepathische Wurm Mr. Mind. Diese Abenteuer waren recht simpel gestrickt, trafen aber in ihrer Zeit einen Nerv, was sicherlich auch daran lag, dass Captain Marvel in Wahrheit der Waisenjunge Billy Batson war.

shazam2 Als Captain Marvel Jahrzehnte später Einzug ins DC-Universum hielt, wusste man nicht so recht, was man mit ihm anfangen sollte und ließ seine Geschichten vorläufig in einer Parallelwelt spielen. Das war bei DC durchaus üblich, bis durch diverse Krisen-Events die verschiedenen Welten vereint wurden. Außerdem stellte sich das Problem, dass DCs Konkurrent Marvel Comics inzwischen ihren eigenen Captain Marvel ins Rennen geschickt hatten, sodass man sich dazu entschloss, die Serie des mächtigsten Sterblichen der Erde zukünftig nach seinem Ausruf Shazam zu nennen. Die Figur selbst heißt aber eigentlich immer noch Captain Marvel. Dieser brachte vor allem eine Sache mit, die DC ansonsten oftmals fehlte: ihre größten Helden wie Superman, Wonder Woman, Aquaman oder Batman waren entweder Götter, Außerirdische und sonstige Superwesen oder stinkreiche Millionärs-Playboys. Damit konnten die Leser sich deutlich schlechter identifizieren als mit einem Peter Parker, der neben dem Heldendasein auch noch seinen Schulstress zu bewältigen hatte. Mit Billy Batson gab es eine Figur, die zeigte, dass jeder zum Helden werden kann, solange man nur die richtige Einstellung hat. Gerade die Neuinterpretation von Shazam aus dem Jahr 2012 von Geoff Johns und Gary Frank, die wir hier in Kürze auch noch näher beleuchten werden, entwickelt die Figur immens weiter. In der Folgezeit war Captain Marvel Stammmitglied der Justice League und hat neben seiner eigenen Serie auch in etlichen Events mitgewirkt.

In diesem Sammelband gibt es zwischen den einzelnen Comics fundierte Artikel, die den Comic zeitlich einordnen und die Entwicklung der Figur erzählen. Hier werden sowohl Höhen als auch Tiefen dargestellt und man bekommt einen sehr guten Überblick über die gesamte Geschichte. Die 15 Comics, die hier zusammengetragen wurden, sind allesamt sehr gut ausgewählt worden, um die definierenden Aspekte von Captain Marvel/Shazam zu verdeutlichen. Besonders hervorzuheben neben dem obligatorischen ersten Auftritt sind hier sicherlich der kunstvoll gestaltete Einzelband Power of Hope und der Ausflug in die Spin Off-Serie von Widersacher/Anti-Held Black Adam, sowie das Aufeinandertreffen mit Batman und seiner Schurkengallerie im Zweiteiler zum Convergence-Event.




Fazit:

Dies ist keine Rezension des Kinofilms Shazam!, dennoch möchte ich betonen, dass ich als alter Comicfan bei diesem Film seit langer Zeit mal wieder richtig Spaß bei einer DC-Verfilmung hatte. Umso trauriger stimmt mich das Einspielergebnis und ich suche nach Erklärungen. Zwar haben die Guardians of the Galaxy gezeigt, dass ein niedriger Bekanntheitsgrad kein Garant für einen schwachen Kinoerfolg ist und letzten Endes wird der fehlende Umsatz aus China vermutlich ausschlaggebend sein, aber diese Shazam! Anthologie ist ein guter Beweis dafür, was für eine komplexe und spannende Figur sich hinter dem wechselhaften Namen verbirgt. Von den Anfängen als alberner Superman-Konkurrent bis hin zur kompletten Neuinterpretation, die selbst seltsame Figuren wie Mr. Mind den Alienwurm in ein spannendes Setting übertragen hat, ist hier alles enthalten, was man braucht, um in die Geschichte von Captain Marvel/Shazam einzutauchen. Genauso spannend wie die Abenteuer ist aber auch die gesamte Geschichte um die Entstehung der Figur selbst mit dem Rechtsstreit und den verschiedenen Versuchen, sie in die Welt der DC-Figuren zu übertragen. Mit 35€ ist man mit dem schicken Hardcover, 15 Heften und einer Fülle an Hintergrundinfos gut bedient.

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Special vom: 07.05.2019
Autor dieses Specials: Kai Wommelsdorf
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