Verbrechen lohnt sich nicht. Wenn sich jemand diese Lebensweisheit zu Herzen nehmen sollte, dann sind es wohl die erfolglosesten Einbrecher aller Zeiten: die Panzerknacker. Seit nunmehr 70 Jahren versuchen sie vergeblich, Dagobert Duck seine hart erarbeiteten Taler abzuluchsen. Meist Enden ihre ambitionierten Pläne mit dem Gang ins Kittchen, wo sie jedoch zum Leidwesen der reichsten Ente der Welt keiner lange hält. Doch insgeheim schätzt Onkel Dagobert, dass seine unermüdlichen Erzfeinde ihn auf Trab halten - solange sie stets scheitern. Zum Jubiläum ihrer Schöpfung durch den großen Carl Banks veröffentlichte Egmont Ehapa mit 70 Jahre Panzerknacker einen ganz besonderen Jubiläumsband, der eine Auswahl der "besten" Coups, Brüche und Pleiten von Entenhausens liebenswerten Möchtegern-Millionären beinhaltet.
Angefangen wird im Jubiläumsband aber zunächst mit Meilensteinen aus 70 Jahren Panzerknacker. So erfährt man hier zum Beispiel, wann sie das erste Mal in einem Comic auftraten, wann in den USA und in Deutschland die ersten eigenen Panzerknacker-Comics starteten und wie sie überhaupt zu ihrem Namen gelangten. Zudem werden noch weitere Fragen, die sich wohl schon jeder irgendwann einmal gestellt hat, beantwortet. Leider beschränkt sich dieser doch äußert interessante Teil auf lediglich drei Fragen (Aus wie vielen Mitgliedern besteht die Bande?, Haben die Panzerknacker Namen?, Was stellen die Panzerknacker eigentlich dar?). Ein paar mehr Fragen und Antworten wären hier sicherlich ganz wünschenswert gewesen.
Immerhin bleibt so aber genügend Platz für die 11 Comics, die sage und schreibe 170 der insgesamt 175 Seiten (auf der letzten Seite ist noch das Quellenverzeichnis zu finden) einnehmen. Die Comics stammen dabei aus allen Epochen der Panzerknacker. Die älteste Geschichte ist etwa "Hans Hackebeil" aus dem Jahr 1959 (deutsche Erstveröffentlichung war im Jahr 1974). Beinahe genauso alt ist auch "Rivalen unter sich", die 1964 das erste Mal veröffentlicht wurde und in der sich die Panzerknacker mit einer rivalisierenden Bande auseinandersetzen müssen. Neben solchen Klassikern sind aber eben auch neuere Geschichten der Panzerknacker hier enthalten, wie etwa "Flucht in Ketten", die aus dem Jahr 2009 stammt. Am frischesten sind „Moderne Methoden“, „Die große Dürre“ und „Der Goldtopf des Kobolds“ die hier allesamt ihre deutsche Erstveröffentlichung feiern.
Hier sind alle Geschichten im Überblick:
Hans Hackebeil Originaltitel: The Paul Bunyan Machine Erstveröffentlichung: Oktober 1959 Deutsche Erstveröffentlichung: Juli bis August 1974
Moderne Methoden Originaltitel: The Money-Go-Round Erstveröffentlichung: Mai 1966 Deutsche Erstveröffentlichung
Rivalen unter sich Originaltitel: Zio Paperone e le bande rivali Erstveröffentlichung: Februar 1964 Deutsche Erstveröffentlichung: Juni 1986
Zu wenig Biss Originaltitel: Honds behandeld Erstveröffentlichung: Oktober 2011 Deutsche Erstveröffentlichung: März 2015
Die mathemagische Brille Originaltitel: Zio Paperone e le lenti specializzate Erstveröffentlichung: Mai 1973 Deutsche Erstveröffentlichung: April 2011
Sehr sensibel Originaltitel: Sense and Sensitivity Erstveröffentlichung: Februar 2021 Deutsche Erstveröffentlichung: Februar 2021
Angriff der Klonknacker Originaltitel: The Most Unique Beagle Erstveröffentlichung: Oktober 2013 Deutsche Erstveröffentlichung: November 2014
Raubroboter Originaltitel: Scrooge McDuck vs. The Future Erstveröffentlichung: Oktober 2020 Deutsche Erstveröffentlichung: Oktober 2020
Die große Dürre Originaltitel: The Great Drought Erstveröffentlichung: Februar 1974 Deutsche Erstveröffentlichung
Der Goldtopf des Kobolds Originaltitel: The Three Big Leprechauns Erstveröffentlichung: Mai 1968 Deutsche Erstveröffentlichung
Flucht in Ketten Originaltitel: Chan Gang Chomps Erstveröffentlichung: September bis Oktober 2009 Deutsche Erstveröffentlichung: März 2010
Ob die Auswahl wirklich die "besten" Coups, Brüche und Pleiten der Panzerknacker darstellen, dürfte wie immer Geschmackssache sein - die eine oder andere tolle Geschichte fehlt sicherlich. Nichtsdestotrotz kann man ohne Zweifel sagen, dass die elf Geschichten auf jeden Fall sehr unterhaltsam sind und obendrein auch die Entwicklung von Entenhausens größten Schurken gut widerspiegeln. Für wahre Fans von Donald, Dagobert und Co. dürfte zudem die Möglichkeit interessant sein, dass sie hier die Zeichnungen zahlreichen Zeichner in einem Band vereint haben und so zum Beispiel die unterschiedlichen Zeichenstile zwischen dem großen Carl Banks und zum Beispiel Luciano Gatto oder Maria José Sánchez Núñez vergleichen können.
Fazit: Mit 70 Jahre Panzerknacker hat Egmont Ehapa der bekanntesten und zugleich erfolglosesten Comic-Einbrecherbande ein schönes Jubiläumsgeschenk gemacht. Die 11 Geschichten sind allesamt sehr unterhaltsam und zeigen eindrucksvoll, wie unermüdlich die Panzerknacker sind, um endlich doch irgendwann ihr großes Ziel zu erreichen. Das einzige, was mir ein wenig fehlt, sind weitere Informationen zu den Panzerknackern. Zwar wurden einige Meilensteine und drei Fragen, die sich wohl jeder schon mal gestellt hat, endlich beantwortet – Fans hätten sich in dieser Hinsicht aber wohl sicher noch etwas mehr Hintergrundinformation gewünscht. Doch auch so ist 70 Jahre Panzerknacker ein wunderbarer Jubiläumsband geworden, der in keiner Sammlung fehlen sollte.
Zu erwerben gibt es 70 Jahre Panzerknacker für 25,00 € bei Amazon, direkt beim Egmont Ehapa Verlag oder im Buchhandel.
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