In Videospielen gehört er genauso dazu wie das Laufen, das Fahren oder auch den Controller in die Hand zu nehmen - die Rede ist vom virtuellen Tod. Wir alle haben ihn schon unzählige Male erlebt, mal sind wir von eine Horde KI-Gegner erschlagen worden, mal einen Sprung falsch eingeschätzt oder auch mal von einem Online-Gegner hinterrücks erschossen worden. In Videospielen gibt es wahrlich genügend Möglichkeiten seinen Charakters ins virtuelle Nirvana zu schicken. Doch wie wird der Tod in Videospielen verarbeitet? Ist er nur ein unumgängliches Gameplayfeature, das im Grunde keinen Einfluss hat, oder gibt es Spiele, in denen gar getrauert wird? Genau diesem Thema geht die WASD in ihrer neusten Ausgabe, die den Titel "Game Over - Videospiele und der Tod" trägt, nach.
Wer die WASD kennt, und das sollte mittlerweile so gut wie jeder sein, schließlich ist die aktuelle Ausgabe bereits die zehnte (die wir auch allesamt vorstellen durften), wird wissen, dass es sich bei diesem Magazin um kein normales Videospiel-Magazin handelt. Das macht schon das gesamte Layout klar. Anstatt im Format eines normales Videospiel-Magazins, kommt die WASD seit jeher in einem ganz besonderen Format, Bookazine genannt, daher. Das sieht nicht nur cool aus und ist bestens dafür geeignet die WASD im heimischen Bücherregal unterzubringen, sondern hat ihr auch schon einige Design-Awards eingebracht. Wenn mit Ausgabe 10 nicht der nächste Award dazukommen sollte, würde mich das sehr überraschen. Denn das passend zum Thema einfach nur schwarz gehaltene Cover sieht verdammt edel aus und gefällt mir persönlich ausgesprochen gut.
Doch genug zum Aussehen, was zählt, ist schließlich was einen innen erwartet. Auch hier bleibt sich die WASD treu und bietet nach wie vor keine herkömmlichen Artikel und Tests, sondern Essays zum alles überragenden Thema. Die stammen natürlich auch diesmal wieder aus der Feder verschiedenster Autoren, die teilweise schon Jahre mit dem Thema Videospiele verbunden sind, teilweise aber auch gar nichts damit zu tun haben. Und so unterschiedlich die Autoren sind, so unterschiedlich sind auch deren Herangehensweisen an das Thema.
Am beeindruckendsten ist dabei sicherlich der Text vom WASD- Herausgeber und -Chefredakteur Christian Schiffer selber. Er hat nämlich Dmitrij besucht, der an einem Hirntumor leidet und mit ihm über das Sterben im Spiel und im echten Leben gesprochen. Untermalt wird dieser Text von Bildern von Peter Granser, der mit seinen Fotos sonst den New Yorker oder das SZ-Magazin verschönert.
Philipp Sickmann geht in „Du sollst nicht töten“, das Thema wiederum ganz anders an und fragt sich, warum man in Videospielen keinerlei Skrupel hat, Leute auch nur aus Spaß zu töten und Marco Pütz hat sich in seinem Essay „Gestorben wird immer“ auf die Suche nach Spielen gemacht, die tatsächlich etwas zu Thema Tod beizutragen haben und nicht nur darum konkurrieren, die Feinde auf möglichst grausame Art sterben zu lassen. Das es genau diese Brutalität aber nicht nur in Videospielen, sondern schon viel länger in der Menschheitsgeschichte gibt, beweist wiederum Eugen Pfister in seinem Artikel „Zerstückelte Körper“.
Das Thema Tod wird also wirklich auf unterschiedlichste Weise angegangen, wobei das nur ein kleiner Ausschnitt der insgesamt 15 zum Thema verfassten Essays darstellt. In Wirklichkeit ist die Vielfalt, wie darüber geschrieben wurde, also sogar noch deutlich größer und abwechslungsreicher.
Wie in jeder WASD gibt es aber auch in dieser zehnten Ausgabe auch wieder einige Artikel, die nichts mit dem Titel gebenden Thema zu tun haben. So gibt es etwa auch diesmal wieder die mittlerweile lieb gewonnen immer wiederkehrenden Kolumnen wie „Mein Leben in Spielen“, wo diesmal Wolfgang Walk seine prägendsten Spiele vorstellt.
Genauso gibt es natürlich auch wieder „Heiko's Garage“ und „Pro + Contra“, die der geneigte WASD-Leser auch genauso bekannt sein dürften wie das schon legendär gewordene „Quartett der Videospiel-Skandale“, das auch in seine nächste Runde geht. Diesmal werden dort die Skandale von Dezember 2013 bis Dezember 2014 zusammengetragen, also zum Beispiel der unvergessene Gamergate-Skandal, der zunächst klein anfing und dann immer größer wurde.
Ebenfalls eine feste Größe in der WASD sind neben den wiederkehrenden Kolumnen, der Teil, in dem sich Autoren ganz frei über beliebige Spiele auslassen können. Dieses Mal hat dies zum Beispiel Sonja Wild getan und über ihre Erfahrungen mit Monkey Island 2 geschrieben. Rainer Sigl widmet sich in seinem Text hingegen dem umstrittenen No Man's Sky und macht sich darin ein paar Gedanken über die Kluft zwischen Mythos, Wissenschaft und Realität - um nur ein paar der in diesem Abschnitt zu findenden Texte.
Der dritte Teil der WASD ist wie immer die Spielwiese, auf der sich die Autoren gewohntermaßen austoben dürfen und über alles schreiben können, was immer ihnen einfällt. Im Gegensatz zu den vorhergegangenen WASD-Ausgaben ist die Spielwiese diesmal aber etwas überschaubarer. Dafür hat sie aber etwas Besonderes zu bieten, nämlich die WASD Award-Show in der eine ausgewählte, unbestechbare Jury die besten Spiele in fünf verschiedenen Kategorien benannt haben. Außerdem auf der Spielwiese zu finden: Das bereits erwähnte „Quartett der Videospiel-Skandale“ und das kleine Quiz „Mod or Not“.
Fazit:
Die zehnte Ausgabe des WASD-Magazins zeigt, das man auch ernstere Themen interessant, abwechslungsreich und vor allem kurzweilig angehen kann.
Gemeinsam mit den bekannten Kolumnen und den etwas anderen Spielvorstellungen ist somit auch die "Jubiläumsausgabe" der WASD wieder für jeden, der ein etwas anderes Videospielmagazin sucht, genau das richtige. Und wenn man sich selber nicht als solcher sieht, dient die WASD (bzw. gleich ein ganzes Abo) auch als perfektes Weihnachtsgeschenk für Videospielverrückte Freunde, Familienmitglieder oder Bekannte.
Kaufen kann man die aktuelle, sowie alle älteren Ausgaben der WASD, für 15,90 Euro auf der offiziellen WASD-Website. Wer die Herausgeber besonders Unterstützen möchte, kann auch die Förderausgabe für 19,90 Euro kaufen |