Würfelwelt – Ein Minecraft Roman
Minecraft ist ein Phänomen. Kein anderes Spiel verkauft sich derzeit auch nur ansetzweise so gut wie das von Notch entwickelte Spiel. Und warum ist es so erfolgreich? Wenn man Minecraft-Spieler fragen würde, würden wohl viele als Antwort geben, dass die Freiheit die man in der Klötzchenwelt hat, das faszinierende ist. Egal ob man auf Entdecker-Tour gehen möchte, sich seine eigene Welt erschaffen möchte, gegen andere Spieler kämpfen möchte oder Minigames ausrichten möchte – in Minecraft (zumindest in der PC-Version) ist all dies und noch vieles mehr möglich. Das einzige was diese Welt nicht hat, ist eine richtige Story. Darum ist es auch relativ ungeeignet für einen Roman. Schließlich leben diese, wie wir in diesem Special ja schon mehrmals erfahren haben, von der Geschichte der Spielvorlage. Und da Minecraft in dieser Hinsicht eigentlich nichts zu bieten hat, wird wohl auch nie ein Minecraft-Roman herauskommen. Zumindest dachte ich das. Karl Olsberg hat mich nämlich eines besseren belehrt und mit Würfelwelt einen Minecraft-Fanfiction-Roman geschrieben. Wie er das Problem mit der nicht vorhandenen Story dabei umschifft hat und wie die Klötzchenwelt ansonsten in einen Roman passt, hat mich als Minecraft- und Bücher-Fan natürlich interessiert, weshalb ich mir das Buch kurzerhand gekauft habe und es euch hier nun auch genauer vorstellen werde.
Bevor wir zum eigentlichen Buch kommen, aber zunächst ein paar Worte zum Autor. Karl Olsberg ist nämlich ein ganz besonderer Autor. Anders alle bisherigen Buchautoren deren Werke wir in diesem Special vorgestellt haben, ist Olsberg kein hauptberuflicher Autor. Eigentlich ist er Unternehmensberater und schreibt "nur" in seiner Freizeit Bücher. Das aber dennoch sehr erfolgreich. Sein Buch 'Das System' wurde 2008 nicht nur für den Kurd-Laßwitz-Preis nominiert, sondern im Folgejahr auch noch für den französischen Krimipreis Prix SNCF du polar. Zudem drehten sich seine bisherigen Bücher meist um das Thema Zukunft (und hatten mit dem Thema Gaming nichts zu tun), weshalb man auf Würfelwelt, das er erstmalig als Selfpublisher ohne Verlag veröffentlicht hat, nochmal ganz besonders gespannt sein darf. Schließlich sind Gamer und im speziellen Minecraft-Spieler bei ihrem liebsten Hobby ja gerne mal ganz penibel. Doch kommen wir nun endlich zum Roman:
Stell Dir vor Du wachst und weißt nicht mehr wer Du bist. Eine schreckliche Vorstellung? Ja, gewiss. Aber jetzt stell Dir vor, Du wachst auf, weißt nicht wer Du bist und die Welt um dich herum besteht nur aus Blöcken. Ganz egal ob Bäume, Berge, Tiere oder gar Dein eigener Körper, einfach alles in dieser Welt besteht aus Blöcken. Zudem verfolgen Dich des Nachts auch noch Skelette, Zombies, Spinnen und explodierende Gurkenwesen. Und zu allem Überfluss kannst Du mit Deinen Armstummeln nichts greifen. Wenn Du etwas aufheben möchtest, musst Du es in Deinen Gedanken aufnehmen und mit diesen auch wieder irgendwo absetzen. Für den geneigten Gamer wäre natürlich sofort klar, dass er in der Welt von Minecraft aufgewacht ist. Doch der Hauptprotagonist, dessen Namen wir erst später erfahren, kennt dieses Spiel (zunächst?) nicht und ist deswegen natürlich auch entsprechend verängstigt und verunsichert. Warum er in der Würfelwelt aufgewacht ist, wer er ist und was Gronkh mit dem ganzen zu tun hat, verrate ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht. Schließlich möchte ich niemandem die Freude am Lesen des Buchs nehmen.
Was gesagt sei, ist aber, dass Holsberg die Welt von Minecraft sehr gut einfängt und einem tatsächlich das Gefühl gibt, wie es sein muss in dieser Welt zu leben. Ebenfalls gut eingefangen hat er den schnellen Fortschritt, den man in Minecraft macht. Genau wie im Spiel versteht auch der Hauptprotagonist im Buch recht schnell die Eigenschaften dieser besonderen Welt, und schafft es so sich zügig eigene Gegenstände zu bauen und sich damit immer besser gegen die Feinde zu behaupten. Andere mögen dieses schnelle Tempo, in dem der anfangs namenlose Protagonist voran kommt, als störend empfinden, ich als Minecraft-Spieler finde es hingegen genau richtig. Denn wie ich schon sagte, vor allem zu Anfang eines neuen Spiels sind die Fortschritte die man macht enorm – und genau so ist es eben auch im Roman. Egal ob das einem gefällt oder nicht. Es ist realistisch und somit ist es auch gut.
Leseprobe:
Irgendetwas stimmt nicht, aber ich weiß nicht, was. Ich weiß nicht einmal, woher ich weiß, dass etwas nicht stimmt. Da ist nur dieses merkwürdige Gefühl, dass die Welt nicht so ist, wie sie sein sollte. Die Welt, das ist ein Strand, dahinter treppenartige, bewaldete Hügel. Wellen schwappen leise gegen den Sand. Ein kühler Wind weht vom Meer herein. Die Luft riecht salzig. Die Bäume – Birken, den grauweißen, mit schwarzen Flecken gemusterten Stämmen nach zu urteilen – irritieren mich, ohne dass ich genau sagen könnte, warum. Ich blicke an mir herab und ein Schreck durchzuckt mich. Wo sind meine Hände? Da, wo sie eigentlich sein müssten, enden meine Arme in rechteckigen Stümpfen. Rechteckig. Das ist es, was mich stört: Die Welt ist eckig. Es gibt keine Kurven, keine sanften Übergänge. Die Hänge der Hügel vor mir steigen nicht allmählich an, sondern in exakt rechtwinkligen Treppenstufen. Auch die Blätter der Bäume sind in würfelförmigen Blöcken angeordnet. Blöcke. Das Wort kitzelt mein Gedächtnis, doch als ich dort suche, finde ich nichts als Leere. In meinem Kopf sind Wörter, Konzepte, aber keine Erinnerungen. Ich weiß nicht, wo ich bin und wie ich hierhergekommen bin. Ich kenne nicht einmal meinen Namen. Trotzdem habe ich keine Angst. Auch das ist seltsam. Diese Welt ist nicht die, in der ich eigentlich sein sollte, soviel ist klar. Und doch fühlt sie sich vertraut an. Es ist okay, hier zu sein. Ich blicke nach oben. Eckige Wolken ziehen über eine blauen Himmel. Eine quadratische Sonne steht tief über dem Horizont. Ich kann direkt hineinsehen, ohne dass meine Augen schmerzen. Habe ich überhaupt Augen? Ich bin nicht sicher. Ich kann nicht blinzeln, aber immerhin sehen. Ich mache einen Schritt. Der Sand fühlt sich warm an, doch als ich zurückblick, finde ich keine Fußabdruck. Kein Wunder, ich habe ja auch keine Füße. Meine Beine – viereckige Stangen, die ich nur an der Hüfte vor- und zurückbiegen kann – enden wie meine Arme in quadratischen Flächen. Ein Bild blitzt aus den vernebelten Tiefen meines Gedächtnisses auf, transparent und flüchtig wie Wasserdampf. Ich bin auf einer Kostümparty. Ich trage eine Ritterrüstung. Das heruntergeklappte Visier meines Helms behindert meine Sicht, Arme und Beine stecken in Plastikröhren. Ich stolpere über einen am Boden liegenden Gegenstand (eine Bierflasche?) und schlage hin. Jemand lacht mich aus. Das war in einer anderen Welt voller weicher, unvollkommener Formen. Damals hat sich die steife Rüstung fremdartig angefühlt, doch meine rechteckigen Gliedmaßen wirken so, als hätte ich nie andere besessen. Was ist passiert? Die Frage beginnt in meinem Hinterkopf zu pochen wie iein dumpfer Schmerz. Ein Vages Gefühl der Bedrohung steigt auf. Etwas ist geschehen. Doch je mehr ich darüber nachdenke, desto weniger kann ich den Gedanken fassen.
Fazit: Ohne auch hier zu viel über den Inhalt von Würfelwelt verraten zu wollen, lässt sich als Fazit sagen, dass dieser Minecraft-Roman jedem Minecraft-Spieler sicherlich viel Spaß bereiten wird. Fans des Millionenhits werden sich schließlich sicherlich schon oft gefragt haben, wie es wäre in der Welt von Minecraft zu leben. Dieses Buch lässt es einen erahnen. Würfelwelt ist aber nicht nur ein Roman der einen in die Welt von Minecraft eintauchen lässt. Es hat auch einen ernsten Hintergrund, der einen auch mal das ein oder andere Mal ins Grübeln bringt (wieso und weshalb wird hier aber natürlich nicht verraten). Insgesamt ist Würfelwelt somit ein gelungener Roman der vor allem für – aber nicht nur – Minecraft-Fans sein Geld sicherlich wert ist.
Wer jetzt Interesse an Würfelwelt – Ein Minecraft Roman hat und wissen möchte was es mit dem Hauptprotagonisten auf sich hat, kann sich das Buch über Amazon als gebundenes Buch oder als Ebook für 5,94 Euro bzw. 2,78 Euro kaufen.
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