Die Blizzard Legends-Serie wurde
jetzt um den ersten Band World of
Warcraft: Teufelskreis erweitert. Beim Autor handelt es sich um Keith. R.A.
DeCandido, einem Science-Fiction und Fantasy Autor, der unter anderem für
etliche Star Trek-Romane bzw. -Comics verantwortlich ist. Ursprünglich erschien
das Werk schon 2006, wurde 2019 aber nochmals im Rahmen der Blizzard Legends
neu aufgelegt und von Mick Schnelle ins Deutsche übersetzt. Zeitlich lässt sich
das Werk nach dem Sieg des Menschen-Ork-Bündnisses gegen die Brennende Legion
einordnen, ungefähr ein Jahr vor dem Online-Rollenspiel World of Warcraft.
Es herrscht brüchiger Frieden
zwischen Allianz und Horde, sofern zwischen den beiden Fraktionen überhaupt so
etwas wie „Frieden“ herrschen kann. Auf der einen Seite die Orks von Durotar,
auf der anderen Seite die Menschen von Theramore. Beide Ländereien sind östlich
auf dem Kontinent Kalimdor zu finden, daher ist ein regelmäßiges
Aufeinandertreffen unausweichlich. Sowohl der Ork Anführer Thrall in Orgrimmar,
als auch die Magierin Jaina Prachtmeer in Theramore vertrauen einander und sind
vom Bündnis Ihrer Völker überzeugt. Doch leider gibt es in beiden Reihen große
Kritiker, die jede noch so kleine Meinungsverschiedenheit nutzen, um die alten
Konflikte und den Krieg wieder aufleben zu lassen. Viele haben vergangene
Geschehnisse eben längst noch nicht vergessen und üben unterschwellig Kritik an
der derzeitigen Führung ihres Volkes. Sie versuchen einander permanent
aufzustacheln und sehnen sich nach einem ordentlichen Kampf. Ein Pulverfass
entsteht und der erneute Krieg scheint unumgänglich.
Als Leser hat man regelmäßig
das Gefühl, der Krieg entbrennt demnächst wieder. Die nächste Gelegenheit
bringt das Fass zum Überlaufen. Zudem tauchen im Laufe der Geschichte immer mehr
seltsame Gestalten auf. Es handelt sich dabei um Anhänger von dem alten
Geheimbund des Flammenden Schwertes. Schnell zeigt sich, dass es dieser Gruppe um
dämonische Machenschaften geht und sie den Keil zwischen Allianz und Horde
weiter hineintreiben möchte. Es beginnt eine spannende, wenn auch ziemlich
vorhersehbare Geschichte voller Intrigen bis zum Schluss. Auf Ihrer Reise stößt
Jaina zusammen mit Thrall auf die legendäre Magierin und frühere Wächterin und Mutter des legendären Zauberers "Medivh" Aegwynn. Zusammen mit Ihrer Macht gelingt es, den Ursprung der Dämonen
aufzuspüren und zu bekämpfen.
Fazit:
Obwohl sich die
schurkische Seite relativ einfach erahnen lässt und es von vornherein klar ist,
worauf die Geschichte hinausläuft, verliert der Roman in keinem Moment an
Spannung. Ständig hat man als Leser das Gefühl, zu wissen, was passieren wird
und dennoch fesselt das Buch ungemein, weil man nie weiß, ob es im nächsten
Kapitel soweit ist oder ob doch noch eine weitere Intrige lauert.
Genaue Hintergründe und umfassende Beschreibungen der Charaktere gibt es zwar nicht,
doch wer mit der Warcraft-Geschichte oder dem Spiel vertraut ist, der kennt die
Hauptcharaktere Jaina und Thrall. Für Neulinge ist die Einführung in das Werk
eher rudimentär, aber jedenfalls ausreichend, denn extrem komplex oder
schwer nachvollziehbar ist die Erzählung ohnehin nie. Mit 281 Seiten ist der
Roman recht kurz gehalten, doch meiner Meinung nach hat die Geschichte auch
nicht mehr Länge gebraucht. Alles weitere hätte es für meine Begriffe unnötig
verlängert und daher ist die Story kompakt und kurzweilig erzählt, langweilig
oder zäh wurde es kaum. Als Fan des Warcraft-Universums kann ich das Buch zum
Preis von 15€ jedenfalls empfehlen, auch wenn ich zugegeben muss, dass man
kein erzählerisches Meisterwerk serviert bekommt. Aber es ist Warcraft-Fantasy
– das reicht!
Leseprobe
Rexxar erinnerte sich an
Jaina Prachtmeer als den einzigen ehrenhaften Menschen, den er je kennengelernt
hatte. Als sie sich entscheiden musste, sich auf die Seite ihres Vaters zu
stellen, ihrem eigenen Fleisch und Blut, oder ein Versprechen mit den Orcs
einzuhalten, hatte sie das Letztere getan.
Ihre Wahl bewahrte Durotar davor, zerstört zu werden, noch bevor es überhaupt
richtig erbaut worden war. „Lady Prachtmeer“, sagte er, „wird das Richtige
tun.“
Burx schüttelte den Kopf und entgegnete: „Dein Vertrauen ist rührend,
Mok’Nathal, aber unangebracht.
Glaubst du wirklich, dass eine Frau menschliches Verhalten ändern kann, das
über Jahrzehnte gewachsen ist? Sie bekämpften uns und töteten uns und
versklavten uns. Glaubst du, das ändert sich, nur weil eine einzige Person es
sagt?“
„Die Orcs haben sich geändert, weil eine Person es gesagt hat“, erwiderte
Rexxar leise. „Diese Person steht jetzt vor dir als Kriegshäuptling. Misstraust
du ihm?“
Darauf lenkte Burx ein. „Natürlich nicht. Aber …“ Thrall hatte seine
Entscheidung schon getroffen. Er setzte sich zurück auf seinen Thron und verbot
Burx, weiterzusprechen.
„Ich weiß, wozu Jaina in der Lage ist, und ich kenne ihr Herz. Sie wird uns
nicht verraten, und falls Vipern in ihrer Mitte sind, werden die Horde und die
mächtigste Zauberin des Kontinents sich gemeinsam darum kümmern. Wenn sie mit
den Donnerechsen fertig ist, werde ich mit ihr über das Flammende Schwert
sprechen.“
Er drehte sich um und musterte Burx eindringlich.
„Was wir aber nicht machen werden, ist, unser Wort brechen und die Menschen
angreifen – haben wir uns verstanden?“
„Das haben wir, Kriegshäuptling.“