WASD: Ausgabe 6
Retro ist momentan total in. Alles was einmal auch nur ansatzweise erfolgreich war, scheint momentan neu aufgelegt zu werden. Auch die neuste WASD widmet sich diesem Trend und thematisiert in ihrer kürzlich erschienenen sechsten Ausgabe die Retromania.
Wie es bei der WASD mittlerweile Gang und gäbe ist, wird dies natürlich auf eine ganz besondere Weise gemacht. Hier werden nicht einfach alte Gedanken nochmals wiederholt, sondern sich "neue Gedanken zu alten Spielen gemacht". Wie immer machen das auch diesmal wieder gleich mehrere Autoren, die auch unterschiedliche Sichtweisen und Herangehensweisen auf das Thema haben. Roman Lehnhof vergleicht die Retromania in der Gamingbranche zum Beispiel mit der im Musikgeschäft und fragt sich ob Spiele den gleichen Weg wie die Popmusik geht und was passiert wenn die Innovationsspirale implodiert. Als Unterstützung für seine Thesen nimmt er dabei das Buch des britischen Musikjounalisten Simon Reynolds, der in "Retromania. Pop Culture's Addiction to its own past" genau über dieses Thema aus der Sicht der Musikbranche geschrieben hat.
Eine ganz andere Herangehensweise an das Thema hat Björn Wederhake, der in seinem Essay "Rudimente, Atavismen, Mutationen" die Furcht der Spieldesigner vor Neuerungen kritisiert.
Stephan „Fabu“ Günther schreibt in seinem Artikel hingegen über besondere Spiele die sein Leben begleitet haben – angefangen von Pitfall! auf dem guten alten Atari 2600 bis hin zu World of Warcraft. Wie alle anderen Texte ist auch dieser Artikel sehr interessant und lässt einige Leser bestimmt an ihre eigene Kinder-/Jugendzeit denken, in der sie damals dieselben Spiele gespielt haben.
In eine ähnliche Richtung zielt Jan Fischer in "Die, die Überlebte", in dem er über die eine Diskette schreibt, die als einzige übriggeblieben ist und sogar schon mehrere Umzüge mitgemacht hat.
Für Robet Glasstättner sind hingegen klassische Videospielhallen der Inbegriff von Retro, und da ganz besonders die Flipper, die er sich in seinem Artikel Namens "Silverball Saga" auch ausgiebig widmet. Und Jan Fischer schaut sich nochmal in der Welt von Second Life um, und testet was vom früheren Boom noch übriggeblieben ist.
All dies sind natürlich weder nur einige Beispiele von mehr als 20 verschiedenen Essays, die sich alle auf ihre ganz eigene Art und Weise dem Thema Retro widmen.
Auf den insgesamt 220 Seiten, die die sechste WASD umfasst, wird aber nicht nur über Retro geschrieben. Denn auch wenn das das alles überragende Thema ist, gibt es auch diesmal wieder einige Artikel die sich modernen Spielen widmen. Normale Rezensionen wie man sie aus herkömmlichen Spielemagazinen kennt, sind aber auch diese Artikel bei weitem nicht. Meist handelt es sich bei den jeweiligen Autoren um jemanden, der mit dem betreffenden Spiel oder gar Genre noch gar keine oder nur geringe Erfahrungen hat, und seine Eindrücke über das Spiel deswegen auf eine ganz besondere Weise beschreibt. Es können aber auch einfach nur sehr kuriose Spiele sein, die hier besprochen werden, wie es etwa Franziska Schwarz gemacht hat, die wohl tatsächlich Kim Kardashian: Hollywood gespielt hat und ihre Erfahrungen nun hier mit uns teilt.
Als dritten und letzten Abschnitt gibt es ebenfalls wieder die „Spielwiese“, in der wie üblich wieder ganz allgemein über Spiele geschrieben wurde. Hier ist auch wieder die beliebte Reihe "Das Quartett der Videospiel-Skandale" zu finden, in dem diesmal unter anderem so manch seltsames Zitat von Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto, die Gewalt in GTA, den PS3-Verkaufsstart oder auch sogenannte Rapeplays zu finden sind – wie immer alles sehr interessant, gelungen und so manches mal auch kurios.
Gelungen ist im Übrigen auch wieder das wunderschön gestaltete Cover, das das Retro-Thema bereits perfekt einleitet. Fazit:
Wer schon öfters in dieses Special reingeschaut hat, wird wissen, dass ich ein ganz großer Fan des WASD-Magazins von. Daran hat sich auch mit der sechsten Ausgabe nichts geändert. Das Magazin ist sich seiner Linie ein weiteres Mal treu geblieben und schreibt über das Thema Retro, so wie es kein anderes Magazin machen würde. Die Artikel die dabei entstanden sind, sind wieder einmal alle lesenswert und sehr unterhaltsam – und das obwohl sie mitunter alles andere als seichte Kost sind. Hier kommt der Gamer auf seine Kosten der auch mal über den Tellerrand schaut, und genau das ist es was mich am WASD-Magazin so begeistert. Wer sich für einen solchen Gamer hält, sollte sich die sechste Ausgabe der WASD also auf keinen Fall entgehen lassen!
Wer Interesse an dem außergewöhnlichen Gaming-Magazin hat, kann sich die aktuelle WASD zu einem Preis von 15,90 € (normale Ausgabe) bzw. 19,90 € (Förderausgabe, mit der man Christian Schiffer finanziell ein wenig unter die Arme greift) kaufen. |