Auch wenn sich die US-Bürger bei der diesjährigen Präsidentschaftswahl glücklicherweise gegen eine weitere Amtszeit von Donald Trump und für Joe Biden entschieden haben, war es doch interessant, was im Vorfeld alles für Schauermärchen geschrieben wurden, was den Amerikanern mit vier weiteren Jahren unter Trump hätte bevorstehen können. Eine der größten Abstrusitäten war wohl die Vorstellung eines Trump-Insiders, der angeblich den großen Trump-Geheimplan aufdeckte. Dieser sollte die Idee enthalten haben, dass Donald Trump, nachdem er seine Tochter Ivanka zur Vizepräsidentin ernannt hätte, zurückgetreten wäre und Ivanka somit nicht nur die erste Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika geworden wäre, sondern auch die Trump-Dynastie weitergeführt hätte. Diese Vorstellung hört sich eher wie aus einem Roman als nach Realität an und so ist es tatsächlich auch. Denn der schottische Autor John Niven hat in seinem aktuellen Roman Die F*ck-It-Liste tatsächlich genau dieses Szenario durchgespielt und erzählt, wie ein Amerika im Jahr 2026 unter Präsidentin Trump vielleicht aussehen würde.
Hauptprotagonist ist allerdings nicht Ivanka Trump, sondern der ehemalige Zeitungsredakteur Frank Brill, dem das Leben schon einige Steine in den Weg geworfen hat. Mit drei Frauen war er verheiratet und seine Kinder wollen nichts mit ihm zu tun haben. Doch als ob das noch nicht genug wäre, erhält er bei seinem letzten Arztbesuch auch noch die Diagnose: Krebs im Endstadium. Eine Rettung ist nicht mehr möglich. Was nun? Sich mit Therapeuten hinsetzen und über den anstehenden Tod sprechen? Nochmal all die Wünsche, die er noch hatte, in Erfüllung gehen lassen? Frank entscheidet sich für einen anderen Weg. Er setzt sich hin und schreibt das Gegenteil einer Bucket-Liste, eine sogenannte F*uck-It-Liste, auf die er fünf Personen setzt, die seiner Meinung nach Schuld daran sind, dass sein Leben in so eine falsche Richtung abgedriftet ist. Anschließend kauft er sich eine Waffe, um die Liste abzuarbeiten...
Was dann genau passiert, möchte ich an dieser Stelle selbstverständlich nicht verraten. Doch obwohl auch der folgende Weg von Frank sehr interessant ist und vor allem viel Spannung zu bieten hat, ist das, was die Geschichte so lesenswert macht, das Amerika, in dem sich all das abspielt. Niven erzählt hier nämlich nicht nur die Geschichte von Frank, sondern zeichnet hier vielmehr ein ganzheitliches Bild des Amerika im Jahr 2026 und das ist wahrlich kein schönes. Nach sechs Jahren Donald Trump und vier Jahren Ivanka haben sich die USA, wie wir sie heute kennen, nämlich noch krasser verändert. Amerika ist mittlerweile eine Art Polizeistaat, in dem Polizei und Militär alles tun und lassen können, was sie wollen. Der Kampf gegen Rassismus gehört allerdings nicht dazu, denn der ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen, wobei sich der Hass nicht nur auf Einwanderer, die ohnehin nur Menschen zweiter Klasse sind, beschränkt, sondern auch ganz offen gegen Afroamerikaner richtet. Dank noch lascherer Waffengesetze ist die Zahl privater Waffen noch extremer in die Höhe gestiegen, wobei die Hemmschwelle, diese auch zu nutzen, gleichzeitig gesunken ist. Das Bild, das der Autor hier von den USA zeichnet, ist also ein bitterböses – und dennoch gar nicht so weit davon entfernt, was uns im Fall einer tatsächlichen Wiederwahl Trumps eventuell geblüht hätte. Obwohl einen dies sehr bestürzt macht, schafft es Niven, einen bei alldem doch gut zu unterhalten und sogar immer wieder zum Lachen zu bringen. Am typisch schwarzen Humor, für den die Briten so bekannt sind, mangelt es diesem Buch nämlich nicht und so liest man es trotz der eher düsteren Story doch die ganze Zeit über mit sehr viel Freude.
Fazit: John Nivens Die F*ck-It-Liste ist ein bitterböser Blick darauf, was uns bei einer zweiten Amtszeit von Donald Trump eventuell bevorgestanden hätte. Die Welt die er dabei zeichnet, ist erschreckend und auch das persönliche Schicksal des Hauptprotagonisten ist keines, das man sich selbst wünschen würde. Trotz des dunklen Gesamtbildes ist das Buch aber dennoch keins, bei dem man Angst haben muss, melancholisch zu werden. Dafür sorgt Niven schon mit seinem typisch britischen, schwarzen Humor, durch den man immer wieder erheitert und sogar hin und wieder zum Lachen gebracht wird. Dieser Mix ist wirklich hervorragend und der Grund, weshalb es mir so schwer gefallen ist, das Buch überhaupt wieder beiseite zu legen. Ich glaube, so wird es vielen ergehen, die sich für den Kauf von Die F*uck-It-Liste entscheiden.
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