Wenn
heute die Rede von
Tony Hawk's Pro Skaterist,
verdrehen die meisten die Augen. Doch dem war nicht immer so. Am
Anfang war die Reihe ein echter Kassenschlager und für jeden, der
irgendetwas mit Games zu tun hatte, ein absolutes Must-Have-Spiel. An
diese guten, alten Zeiten möchte Activision
nun gemeinsam mit dem Entwickler Vicarious
Visions erinnern
und brachte kürzlich die ersten beiden Teile als Remaster heraus. Ob
Tony
Hawk's Pro Skater 1 + 2 Remaster dabei
noch die gleiche Faszination ausstrahlt wie damals oder der Ruhm
mittlerweile doch schon lange verblasst ist, haben wir natürlich für
euch getestet.
Der
Anfang Wir
schreiben das Jahr 1999: Während rund zehn Millionen Deutsche im
Netz surfen, die Angst vor dem Y2K-Bug mit jedem Tag steigt und man
seit dem 1. Januar mit dem Euro zahlt, veröffentlicht Activision
am
31. August ein Spiel, von dem wohl keiner zu hoffen wagte, dass es
einen solchen Hype auslösen würde. Die Rede ist von Tony
Hawk's Pro Skater,
einem Skateboard-Spiel, das in Zusammenarbeit mit dem damals
bekanntesten Skateboarder entstand und von dem wohl kaum jemand
dachte, dass es auch mehr als 20 Jahre später noch in aller Munde
sein sollte. Doch wie sich zeigte, sorgte das arcadgie Gameplay, das
die verrücktesten Tricks und schier endlose Kombos zuließ, für
eine Menge Spielspaß. Schon wenig später ging es auf Schulhöfen,
im Park oder in den ersten Internetforen nur darum, wer den höchsten
Highscore hatte. Klar, dass Activision
diesen Überraschungserfolg nicht unbeantwortet ließ und bereits im
darauffolgenden Jahr einen Nachfolger herausbrachte. So ging es lange
weiter: Ein neues Jahr – ein neues Tony Hawk. Obwohl die Qualität
dabei über eine lange Zeit sehr gut war (erst im Jahr 2005 erschien
mit Tony
Hawk's American Wasteland die
erste Enttäuschung – im Nachhinein muss man sagen, dass dies der
Anfang vom Ende war), galten die ersten beiden Teile für viele doch
als die Besten der ganzen Reihe.
Ganz
wie früher... Nun
brachte Activision
genau
diese beiden ersten Teile als Remaster also noch einmal neu heraus.
Und was soll ich sagen? Man muss Activision
dafür dankbar sein. Denn sobald man das Spiel startet und das erste
Mal auf dem Board steht, fühlt es sich wieder genauso an wie damals.
Man hat genau so viel Spaß und versucht wieder die beste Line zu
finden, um einen möglichst hohen Highscore zu erzielen. Für
diejenigen mit einem ganz besonders ausgeprägten Langzeitgedächtnis
ist es sogar möglich, die Lines, die sie damals gefahren sind,
nochmals zu befahren. Denn, und auch dafür muss man Activision
ein dickes Dankeschön aussprechen, an den Levels wurde im Vergleich
zu den Originalspielen nichts verändert. Sowohl die neun Kurse aus
THPS 1 als auch die zehn Kurse aus THPS 2 sind hier genau so, wie man
sie von früher kennt – jede Rampe, jedes Gap steht genau an der
gleichen Stelle. Nicht nur das: Selbst die Herausforderungen, sprich
die versteckten Tapes, die verteilten SKATE-Buchstaben etc. sind
haargenau an der gleichen Position zu finden. Wer also noch von
früher weiß, mit welcher Line er alle fünf SKATE-Buchstaben
eingesammelt hat, kann dies hier genauso wiederholen. Damit aber
nicht genug der Nostalgie: Denn auch das Spielprinzip wurde nicht
etwa an die heutige Zeit angepasst. Nein, genau wie damals hat man
auch hier wieder nur zwei Minuten Zeit eine oder mehrere
Herausforderungen aus der Liste zu meistern. Das gilt sowohl für die
zahlreichen Sammelherausforderungen als auch für die
Highscore-Jagden. Hier merkt man erst, wie schwer Spiele früher
waren – denn heutzutage würde man für all das bestimmt kein
Zeitlimit mehr stellen. Doch genau das macht die ersten beiden Tony
Hawk-Teile so besonders. Dadurch, dass man sozusagen gezwungen ist,
sich perfekte Lines zu suchen oder Kombos zu stehen, übt man so
lange, bis man die Kurse verinnerlicht hat und man seine jeweilige
Line bzw. Kombo selbst dann noch genauestens aufzeichnen könnte,
wenn man mitten in der Nacht geweckt wird. Aber nicht nur das
direkte Gameplay wurde unverändert übernommen, auch sonst ist alles
beim Alten geblieben. Dazu gehört etwa, dass man seine Skater nach
und nach verbessern und mit allerlei Klamotten sowie neuen Boards,
Rädern etc. ausstatten kann.
...mit
ein paar Ergänzungen Obwohl
Activision
bzw. Vicarious
Visions also
sehr darauf bedacht waren, das gute alte Gefühl, das man damals beim
Spielen hatte, wieder genau so herüberzubringen, ist es nicht so,
dass sie an den beiden Remasters gar nichts getan hätten. Wer das
Spiel noch von früher kennt, wird zum Beispiel sofort realisieren,
dass in THPS 1 nun ein paar mehr Herausforderungen auf einen warten.
Aber auch hier wurde eben nicht übertreiben, weshalb sich selbst
solche Dinge perfekt in das Spiel einfügen. Das Gleiche gilt auch
für die neuen Fahrer und Fahrerinnen. Denn neben den 13 alten
Skatern wie Tony Hawk, Bob Burnquist, Buckey Lasek und wie sie alle
hießen, gesellen sich mit Nyjah
Huston, Leo Baker, Leticia Bufoni, Aori Nishimura, Lizzie Armanto,
Shane O’Neill, Tyshawn Jones und Tony Hawk's Sohn Riley Hawk acht
neue Skater*innen ins Roster hinzu. Obwohl sie eine ganz andere
Generation an Skater*innen repräsentieren, fügen aber auch sie sich
perfekt in die Garde mit ein, sodass man selbst als THPS-Veteran
schon bald gerne auf sie zurückgreift. Was für die Charaktere
gilt, gilt im gleichen Maße auch für die Sounduntermalung. Denn
auch hier setzt Activsion
wieder vor allem auf die guten, alten Original-Lieder. Lediglich drei
Songs der damaligen Soundtracks haben es diesmal nicht ins Spiel
geschafft. Dafür wurden aber drei andere Songs eingefügt, die sich
– eben ganz genau wie die neuen Charaktere – perfekt einbinden
und so selbst dem eingefleischtesten Nostalgiker zu keiner Sekunde
störend auffallen.
Modernes
Gewand Es
gibt sie also durchaus, die spielerischen Neuerungen. Die größte
Veränderung hat jedoch die Grafik erfahren. Selbst das 2012
erschienene HD-Remake kann da nicht mithalten, ganz zu schweigen
natürlich vom Original. Egal ob die Charaktere selbst oder Details
wie Graffitis, herum wirbelndes Laub oder auch die Gebäude der
jeweiligen Levels – alles erstrahlt in einem noch nie da gewesenen
Glanz. Gut, die eine oder andere Animation hätte durchaus etwas
flüssiger ausfallen können und die Texturen mitunter noch einen
Ticken schärfer, doch insgesamt sehen beide Spiele hervorragend aus.
Nicht
nur alleine Neben
dem normalen Tour-Modus und dem Freien Fahren, in dem man nach
Herzenslust in seinem Lieblingslevel Tricks ausprobieren kann, bietet
das Remaster für beide Spiele auch noch einen Multiplayer-Modus an.
Hier hat man jeweils die Auswahl zwischen einem lokalen
Split-Screen-Modus oder einem Online-Modus. In letzterem kann man gar
mit bzw. gegen bis zu sieben andere Spieler*innen antreten und sich
in Spielmodi wie Score-Challenge,
Kombo-Mambo oder Graffitiduellieren. Zu
guter Letzt kann man auch noch seine Kreativität ausleben und im
Skatepark-Editor eigene Parks erstellen. Hier fehlt es zwar an der
Detailverliebtheit der richtigen Levels, dafür hat man so aber immer
genügend Abwechslung – zumal man nicht alles selbst erbauen muss,
sondern sich auch einfach an den Kreationen anderer bedienen kann.
Fazit: Activision
zeigt mit Tony
Hawk's Pro Skater 1 + 2 Remaster
wie ein Remaster sein muss! Mit viel Fingerspitzengefühl wurde das
alte Spiel durch neue Inhalte ergänzt, ohne dass dadurch etwas vom
Charme und der Faszination des Originals verloren geht. Das Gleiche
gilt auch für die Grafik: Zwar wurde diese komplett aufgefrischt und
erstrahlt nun im neuen Glanz, dennoch ist auch hier das Original
noch zu erkennen. Genau dieser Mix aus alt und neu ist es, was dieses
Remaster so perfekt macht und dafür sorgt, dass man mit
beiden Spielen
wieder genauso viel Spaß hat, wie es vor gut 20 Jahren der Fall war
– und ein größeres Kompliment kann ein Remaster wohl kaum
erhalten.